Spanien
Weitläufige Strände, ein endloses Meer, die Sagrada Familia oder die tägliche Siesta sind wohl die ersten Eindrücke, die wir mit Spanien in Verbindung bringen. Irgendwann denken wir dann an den spanischen Wein. An die gelassenen und herzlichen Menschen, die dahinterstecken. Und die Winzer geben sich alle Mühe, dass der Qualitätsanspruch steigt und steigt… Mehr erfahren
Andere Frage: Wo wird kein Wein angebaut?
Spanien ist weltweit das Weinbauland mit der größten Rebfläche. Rund eine Millionen Hektar Weinberge sind dort bestockt. Allerdings ist Spanien nicht das Land, welches auch den meisten Wein herstellt. Es ist so trocken, dass die Winzer jedem Rebstock genug Platz lassen, um an das knappe Wasser zu kommen, wenn es regnet. Die 17 unterschiedlichen Weinbaugebiete haben ihren unverwechselbaren Stil, um den sich die insgesamt 150.000 Winzer kümmern. Entweder liefern die Winzer ihre Trauben an große Winzergenossenschaften ab oder keltern sie selbst in ihrem eigenen Weingut zu Wein.
Trocken, warm und niederschlagsarm
In Spanien regnet es im Vergleich zu Deutschland sehr wenig. Da das Land an den Atlantik, das Mittelmeer und Frankreich angrenzt, entstehen innerhalb des Landes unterschiedliche Klimata. Der Norden liegt nahe am Atlantik, weshalb es dort mehr regnet. Die Temperaturen sind niedriger als in Zentralspanien. Die von den Pyrenäen geschützten Weinberge werden von kühlen Winden oder unangekündigtem Platzregen verschont. Die Stilistik der Weine wird dort als leicht, elegant und filigran beschrieben. In Zentralspanien sind Winter mit Tiefsttemperaturen von 25°C keine Seltenheit. In den Sommermonaten erhitzt sich das Land bis zu 40°C. Im Süden ist es am wärmsten, besser gesagt am heißesten und trockensten. Das Mittelmeer wirkt sich auf das Klima sehr mildernd aus. Dennoch sind Weine mit einem Alkoholgehalt von 15 Vol.% keine Seltenheit.
Andalusien toppt jedoch alle Weinbaugebiete im Hinblick auf hohe Alkoholgehalte. Aus diesem Grund konzentriert sich das Anbaugebiet auf die Herstellung von Likörwein und Weinbränden. Brandys, Aperitifs und Dessertweine werden weltweit sehr geschätzt. Die Rebstöcke als auch die daraus entstehenden Trauben müssen gut mit Hitze und etwaigem Sonnenbrand umgehen können. Sonnenbrand entsteht auf der Beerenhaut und sorgt dafür, dass der Wein bitter wird. Das hängt jedoch auch von der Intensität des Sonnenbrands ab. Die kargen Böden erfordern bei der Bodenbearbeitung körperlichen Einsatz. Aufgrund der Trockenheit setzen immer mehr Winzer auf konstruierte Bewässerungssysteme, um der Rebe bei starkem Wassermangel gezielt Wasser zuführen zu können.
Wichtige Weinbaugebiete
Alle der 17 Weinbaugebiete haben eins gemeinsam - keines ist wie das andere! In Katalonien wird der weltberühmte Cava hergestellt. Galicien gilt als sehr niederschlagsreich und ist dadurch auch als „grünes Spanien bekannt. Der galicische Weinbaubereich Rias Baixas ist wohl der bekannteste Weinbaubereich. Das Anbaugebiet la Rioja verteilt sich auf Navarra, Rioja und das Baskenland. Der weinbauliche Schwerpunkt liegt auf den roten Rebsorten Garnacha und Tempranillo. Weißweine spielen in Rioja mit rund einem Zehntel Anbaufläche eine untergeordnete Rolle.
Rebsorten
In Spanien sind mehr als 250 Rebsorten angepflanzt. Auch wenn Spanien als Rotweinland bekannt ist, stehen auf der Hälfte der landesweiten Rebfläche weiße Rebsorten. Die wichtigste weiße Rebsorte ist der Airén mit einem Flächenanteil von rund 340.000 Hektar. Airén wird ausschließlich in Spanien angepflanzt und ausgebaut, sodass sie sich mit den Jahren zahlreiche Spitznamen wie „Valdepenas“ oder „Manchega“ angeeignet hat. Die Rebsorte ist sehr anspruchslos, genauer gesagt sehr widerstandsfähig gegen Hitze und Trockenheit. Bei den klimatischen Bedingungen in Spanien ist das eine sehr dankbare Rebsorte. Eine phytosanitäre Maßnahme ist die Reben mit großen Standräumen zu pflanzen. Somit hat jede Rebe genug Platz, um ihre Wurzeln auf dem Standraum auszubreiten. Grundsätzlich wird der aus Airén gewonnene Wein als Grundwein für die Sektbereitung genutzt oder zur Destillation weiterverarbeitet.
Mit 112.000 Hektar ist der Tempranillo die zweitwichtigste Rebsorte und gleichzeitig die bedeutendste Rotweinsorte Spaniens. Der Name leitet sich vom spanischen „früh“ ab und heißt übersetzt so viel wie „kleine Frühe“. Die Beeren sind klein und früher reif als die, der Garnacha- Traube. Beim Rioja-Wein werden Tempranillo und Garnacha oft miteinander verschnitten. Gleichzeitig sind das die berühmtesten spanischen Weine über die Landesgrenze hinaus. Die Rebsorte Tempranillo Blanco, also der weiße Tempranillo, ist eine Mutation des roten Namenspartners. Der Tempranillo ist die Hauptrebsorte im Rioja, Ribera del Duero, Penedès, la Mancha und Navarra.
Weitere bedeutende Rebsorten sind der Bobal mit 92.000 Hektar, der in den Weinbaugebieten Albacete, Alicante, Cuenca und Utiel-Requena zu Hause ist. Grenache steht auf rund 87.000, Monastrell auf 65.000, Padillo auf 52.000, Macabeo auf 32.000 und Palomino auf 30.000 Hektar Rebfläche.
Kenner verlieben sich nicht nur in Weine aus reinen Rebsorten, sondern auch in Cuvées. Cuvées sind Weine, die aus mehreren Rebsorten bestehen. Das Prinzip dahinter ist, dass sich zwei Rebsorten sehr gut ergänzen.
„Wasser ist etwas für Ochsen, der Wein ist für die Menschen!“
“El agua es para los bueyes, el vino para los hombres.” ist die spanische Version der Überschrift. Das drückt die Einstellung der Einheimischen und Weinliebhaber klar und deutlich aus. Basierend auf diesem Grundgedanken haben sie ein strenges, aber genuss- und qualitätsorientiertes System entwickelt. Darin haben kräftige, opulente Rotweine, auch bekannt unter dem Namen „Tintos“ als auch reine und erfrischende Weißweine Platz gefunden. Als weltweit größter Weinexporteur sind preiswerte Weine in der ersten Kategorie „Vinos de Mesa“, also den Tafelweinen, untergebracht. Diese können aus ganz Spanien miteinander verschnitten werden. Auf dem Etikett eines spanischen Tafelweins sind weder das Herkunftsgebiet noch der Jahrgang, in dem die Trauben gelesen werden, angegeben. Das ist den Weinen in der nächst höheren Qualitätsstufe vorbehalten: den Vinos de la Tierra, also den Landweinen.
Ganz Spanien hat insgesamt 42 Landweingebiete. Solche Weine gehören zur entspannten und gelassenen Weinkultur, die bei einer Paella oder kleinen Tapas nicht fehlen dürfen. Die nächst höhere Qualitätsstufe ist mit den deutschen Qualitätsweinen aus bestimmten Anbaugebieten gleichzustellen. Die kontrollierte Ursprungsbezeichnung, in Spanien die „Denominación de Origen“, kurz D.O., werden durch die jeweilige Weinbaugebietsbehörde „Consejo Regulador“ überwacht. Diese staatliche Behörde kontrolliert alle Schritte von der Weinbereitung bis hin zur Vermarktung. Aktuell sind 64 D.O.‘s gemeldet, was knapp die Hälfte der spanischen Weinproduktion ausmacht. Die höchste Qualitätsstufe wurde den zwei Weinbaugebieten Priorat und Rioja zugeteilt. Sie dürfen sich offiziell als DOCa-Region bezeichnen, also als qualifizierte und kontrollierte Ursprungsbezeichnungsregion. Innerhalb dieser DOCa’s liegen die zwei einzigen Einzellagen Spaniens, die „Vinos de Pago“ Dominio de Valdepusa und Pago Guijoso. D.O.- und DOCa’s Weine dürfen bei gehobener Küche als Speisebegleiter nicht fehlen.
Zudem sind die Regeln für den Weinausbau innerhalb eines Weinbaugebiets sehr streng geregelt. Die „Consecha-Weine“ sind nicht lange im Fass ausgebaut, wenn sie überhaupt einmal im Fass gelegen sind. Die „Vinos joven“ sind Weine, die kurz im kleinen Holzfass gelegen sind, bevor sie auf die Flasche gekommen sind. Als „Crianza“ werden rote Weine bezeichnet, die mindestens sechs Monate im kleinen Holzfass gereift sind. Dazu kommt eine Reifezeit auf der Flasche von mindestens einem Jahr bis eineinhalb Jahre. Wenn sie in den Verkauf kommen, sind sie bereits zwei Jahre alt. Die Weißweine müssen vor Verkaufsstart ein Jahr alt sein und mindestens sechs Monate im Fass gereift sein. Die roten „Reservas“ liegen mindestens ein Jahr lang im Fass und reifen mindestens zwei Jahre auf der Flasche weiter. Der weiße Reserva liegt mindestens sechs Monate im Fass und eineinhalb Jahre auf der Flasche. Der „Gran Reserva“ liegt letztendlich zwei Jahre im kleinen Holzfass und anschließend drei Jahre auf der Flasche. Der weiße muss sechs Monate im kleinen Fass liegen und dreieinhalb Jahre auf der Flasche lagern.
Die ganzen Regularien können sehr verwirrend sein. Das wichtigste darf dabei nicht vergessen werden: Jeder soll probieren und auch trinken, was ihm gefällt! In diesem Sinne - zum Wohl!