Österreich
Über große und kleine Gebiete
Mit insgesamt 46.000 Hektar ist die österreichische Rebfläche halb so groß wie die von Deutschland. Dabei hat Niederösterreich mit rund 28.000 Hektar die größte Fläche. Im Burgenland sind derzeit 13.100 Hektar bestockt. Das dritte große Weinbaugebiet ist die Steiermark mit 4.600 Hektar. Zu diesen drei großen Gebieten kommen zusätzlich 16 weitere hinzu. Zum Beispiel das Bergland mit den Bereichen Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Voralberg. Wien nimmt mit seinen 637 Hektar Weinberge eine eigene Stellung ein und ist nicht in den 16 zusätzlichen Gebieten mit einbegriffen. Mehr erfahren
Motto: Stay cool!
Grundsätzlich gilt Österreich als cool climate Land. Konkret bedeutet das für die Hauptrebsorten grüner Veltliner und Riesling, dass der Säurebildung der Beeren im Weinberg nichts im Wege steht. Denn gerade der daraus gewonnene Wein lebt von der prägnanten und unverwechselbaren Säurestruktur. Die physiologische Reife, also der optimale Reifezeitpunkt, wird dennoch Jahr für Jahr erreicht, obwohl der Wein sehr frisch und in der Nase nicht sofort reif erscheint.
Die kühle Luft aus dem Norden, das warme pannonische Klima aus Ungarn und das gemäßigte Mittelmeerklima aus dem Westen erlauben es Österreich in vier Klimaregionen einzuteilen. Der Donauraum, das Weinviertel und die pannonische Klimaregion treffen in Wien aufeinander. Dabei wirken im Donauraum auch pannonische Luftmassen entlang den Weingebiets Wagram. Große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind hier typisch. Sonnenreiche September verwöhnen die Weinberge – auch die Winzer haben gegen die warmen Sonnenstrahlen nichts einzuwerfen. Das Donauraumklima endet trichterförmig in der Wachau. Als größtes Weinbaugebiet kann man das Klima im Weinviertel kaum über einen Kamm scheren. Hier gibt es nicht nur einige Klimaunterschiede, sondern auch geologische. Wo der Weinberg auf Lössböden wächst verändert sich in den nächsten fünf Kilometern das Bodengefüge hin zu steinigem und hartem Gneis oder Amphibolit. Dadurch entwickelt der grüne Veltliner seine klassischen pfeffrigen Noten. Die Weine werden rustikaler und aromatischer als in anderen Gebieten Österreichs. Welschrieslinge, Weißburgunder oder Rieslinge fühlen sich hier mindestens genauso wohl. Südöstlich von Wien breitet sich das pannonische Klima aus. Darüber freut sich besonders der blaue Zweigelt, welcher aus den bewährten Rebsorten St. Laurent und Blaufränkisch neugezüchtet wurde. Mittlerweile ist er die Hauptrebsorte im österreichischen Rotweinbereich. Chardonnay und Weißburgunder reifen hier ebenso zu unverwechselbaren und einzigartigen Typen heran.
Das Steiermarkklima als vierte Region liegt dabei etwas abseits. Die hiesigen Winzer sind sich einig, dass dort die Frische ihren absoluten Höhepunkt erreicht. Kalkreiche Spitzenlagen bringen knackige und grün-aromatische Sauvignon Blancs hervor. Doch auch der Weißburgunder, Chardonnay und Grauburgunder müssen sich hinten nicht anstellen. Die hier gereiften Muskateller versprechen ein Aroma, welches auch noch nach einigen Jahren begeistert.
Das atlantische Klima in Kombination mit dem Alpenklima prägt die Berglandregion. Im Allgemeinen ist die durchschnittliche Jahrestemperatur kühler als in den anderen Regionen. Kleine Wärmeinseln unterbrechen allerdings die vorherrschenden Bedingungen. Die fortschreitende Klimaerwärmung ist der Hauptgrund, warum der Weinbau seit Jahren wieder einen Aufschwung erlebt.
Mission Terroir!
Grundsätzlich werden die österreichischen Weinflächen innerhalb der drei Hauptgebiete in weitere Unterregionen eingeteilt. Zu Niederösterreich zählt somit unter anderem die Wachau, das Weinviertel oder die Thermenregion. Das Burgenland unterteilt sich in den Neusiedlersee sowie das Mittelburgenland. Die Steiermark ist in den südlichen- und westlichen Teil aufgeteilt.
Insgesamt wird spezifischer Qualitätswein aus 16 verschiedenen Weinbauregionen erzeugt. Dabei arbeiten alle Winzer daran einen herkunftstypischen Wein zu vinifizieren, welcher für ihre Region steht. Haben sie diese „Mission Terroir“ erfüllt, so wird ihnen der DAC-Status anerkannt. Alle anderen Qualitätsweine müssen mit dem Namen des jeweiligen Bundeslandes bezeichnet werden. Bis jetzt haben das 9 von 16 und insgesamt 35 zugelassene Rebsorten geschafft. Doch einige, wie etwa die Wachau, haben ihre eigenen Klassifikationssysteme und präsentieren ihre Weine in der Flasche mit einem anderen System.
Eine etwas andere 2/3-Mehrheit
Neuburger, Rotgipfler, Zierfandler, roter Veltliner, weißer Veltliner, Traminer oder Heunisch – ja, all das sind weiße Rebsorten, die in Österreich gang und gebe sind. Ganz klar an der Spitze ist der grüne Veltliner, da er mit ein Drittel der gesamten österreichischen Rebfläche den Weinbau dominiert. Genauer gesagt breitet sich diese autochthone Rebsorte auf über 13.500 Hektar aus. Autochthon bedeutet, dass die Rebsorte ohne zusätzliche menschliche Hilfe, beispielsweise in Form von Einwanderung, in dem Gebiet entstanden ist und deshalb einheimisch ist. Oftmals sind die Rebsorten Traminer und Heunisch an der Entstehungsgeschichte einer Rebsorte beteiligt, da sie irgendwo im Stammbaum oder bei der Kreuzung auftauchen.
Das Weinwunder von Österreich?
Im Vergleich zu anderen Weinbauländern wie etwa Spanien oder Frankreich fällt die österreichische Weinbaufläche eher minimalistisch aus. Dennoch sind die Weine in der gehobenen Gastronomie sehr gut vertreten. Daran ist wohl der im Fokus stehende und kompromisslose Qualitätsgedanke schuld. Die Winzer sind sich einig, dass sich die Weinbautradition sowie die aktuelle Verarbeitungstechnik in die Hände spielen. Wirtschaftliche Nachhaltigkeit im Weinberg, während der Verarbeitung im Keller sowie dem Marketing und Vetrieb in der Vinothek wird ganz groß geschrieben. So kommt es, dass knapp drei Viertel integrierten, 10% organisch-biologisch und ein paar wenigen biologisch-dynamischen Weinbau betreiben. Also ist es kein Wunder, dass solche Spitzentropfen überall vertreten sein müssen.